RETTE SICH WER KANN: DEUTSCHLANDS WIRTSCHAFT SUCHT DAS WEITE

black and white exit signage on roadside Photo by Craig Adderley on Pexels.com

Von Theo-Paul Löwengrub – Erstveröffentlichung auf Ansage.org

RETTE SICH WER KANN: DEUTSCHLANDS WIRTSCHAFT SUCHT DAS WEITE

Die Flucht deutscher Unternehmen aus Deutschland – und oft gleich noch aus Europa – hält auch im neuen Jahr an. Am Montag erklärte Bayer-Pharmachef Stefan Oelrich, den Schwerpunkt des Arzneimittelgeschäfts des Chemieriesen weiter in die USA zu verlegen. „Wir verlagern unseren kommerziellen Fußabdruck und die Ressourcen für unseren kommerziellen Fußabdruck deutlich weg von Europa“. Die Phraseologie der Klimarettungsseuche mit ihren „ökologischen Fußabdrücken” respektive neuerdings nur noch „CO2-Fußabdrücken” hat inzwischen anscheinend auch schon das Sprachregister der Wirtschaftsbosse durchsetzt. Und in der Tat – ein Fußabdruck wird am Ende alles sein, was von deutschen Platzhirschen der deutschen Industrie zurückbleiben wird. Historische Spurenleser und Scouts der Wirtschaftsweisen können sich dereinst beim Studieren dieser Hinterlassenschaften dann den Kopf darüber zerbrechen, wie ein einst weltweit bewunderter Wirtschaftsstandort erfolgreich seine produktiven und innovativen Wohlstandsgaranten ins Ausland vertrieben hat.

Oelrich kritisierte wörtlich: „Die europäischen Regierungen versuchten zwar Anreize für Forschungsinvestitionen zu schaffen, aber auf der kommerziellen Seite machen sie uns das Leben schwer. Wenn man keine Umsätze hat, kann man auf der Kostenseite so viel profitieren, wie man will, aber das ist keine gute Gleichung.” Selbst Großbritannien sieht man offenbar nicht mehr als Option. Europa mache „einige wirklich große Fehler“, klagt der Bayer-Manager. Auch China stehe Innovationen zunehmend positiv gegenüber, während höhere Medikamentenpreise in den USA es Bayer ermöglichen würden, die durch die hohe Inflation verursachte Kostenexplosion auszugleichen, erklärte er.

Auch BASF und Lanxess sind bedient

Die Pharmaabteilung von Bayer hatte 2021 rund 41 Prozent ihres Umsatzes in der Region Europa, Nahost, Afrika, knapp 23 Prozent in Nordamerika und rund 32 Prozent in der Asien-Pazifik-Region erzielt. Der Konzern geht damit denselben Weg wie viele andere Unternehmen: Auch BASF-Chef Martin Brudermüller hatte im November konstatiert, dass Europa als Standort kontinuierlich an Attraktivität einbüßt – und das nicht nur gegenüber China, sondern auch im Vergleich mit den USA und dem Mittleren Osten. Es sei „eine Illusion zu hoffen, mit Staatsgeld durch die Energiekrise zu kommen und dann in den alten Strukturen weiterzumachen“, sagte er. BASF hatte ein Sparprogramm inklusive Stellenstreichungen angekündigt, nachdem die Ergebnisse im dritten Quartal 2022 eingebrochen waren. Mehr als die Hälfte der Einsparungen sollen allein am Standort Ludwigshafen erzielt werden. Brudermüller geht davon aus, dass die Energiekosten in Europa langfristig etwa dreimal so hoch seien wie in den USA. „Europa verliert in vieler Hinsicht an Wettbewerbsfähigkeit. Bereits seit einer Dekade gibt es nur noch schwaches Wachstum. Jetzt geht es noch weiter bergab“, lautet sein bitteres Fazit.

Nahezu identisch hatte sich auch der Chef des Spezial-Chemiekonzern Lanxess, Matthias Zachert, geäußert: „Wenn sich die Bedingungen hier nicht substanziell verbessern, werde die Produktion in andere Regionen der Welt abwandern.” Lanxess fokussiere sich nun stärker auf die USA, wo man eine „Reindustrialisierung“ beobachte, die wegen der vergleichsweise niedrigen Energiepreise „dynamischer” werde. Auch aus anderen Branchen haben im vergangenen Jahr unzählige Unternehmen mindestens die Flucht aus Deutschland angetreten. Deutschland und weite Teile Europas werden von einer Verhinderungsbürokratie stranguliert, die jede Innovation unmöglich macht. Zudem sind große und kleine Unternehmen den ideologischen Wahnprojekten wirtschaftsfremder Politiker ausgesetzt, die sich in einer Mischung aus Fanatismus und Opportunismus permanent in wirtschaftliche Abläufe einmischen, von denen sie nichts verstehen. Die kopflose Sanktionspolitik Europas hat diese lange schwelende Entwicklung noch einmal enorm beschleunigt und führt nun zu einer zunehmenden Deindustrialisierung des ganzen Kontinents. Dazu passen dann auch die Ergebnisse einer internationalen Studie, wonach Deutschland in Bezug auf die wirtschaftlichen Standortbedingungen auf Platz 18 von 21 abgestürzt ist. Die Gründe sind auch hier vielsagend: Zu viel Bürokratie, zu hohe Steuerbelastung, zu langsame Innovationsbereitschaft, die hohen Energiekosten und Arbeitskräftemangel.


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